Psychomotorik

Die psychomotorische Förderung  ist eine mehrdimensionale, vielseitige Entwicklungsförderung der Grobmotorik, der Feinmotorik und der Wahrnehmungsverarbeitung bei Bewegungsauffälligkeiten. Hier wird ein Rahmen geschaffen, um die kreativen Ressourcen des Kindes zu nutzen und so auf die entwicklungshemmende Beeinträchtigung und deren Auswirkung eingehen und einwirken zu können.

Sie wurde ursprünglich entwickelt von E. J. Kipphard und in der Sportpädagogik eingesetzt, bald aber schon auch therapeutisch bei unterschiedlichsten Störungen der Koordination und Persönlichkeitsentwicklung genutzt. Wissenschafltich wurde und wird diese Methode weiterentwickelt zunächst an der Universität Marburg.

Abhängig von der individuellen Problematik kann neben der Gruppen- auch eine Einzeltherapie sinnvoll sein.


Was ist das Ziel der Psychomotorik?

Die Fertigkeiten und Fähigkeiten, die dem Leben des Kindes Sinn geben, werden entwickelt und gefördert. Damit erwirbt das Kind die Fähigkeit, in seiner Umwelt zurechtzukommen.

Das bedeutet, das Kind erlebt Sinnhaftigkeit,

  • Entfaltung der Sinnkompetenz

Im alltäglichen Umgang mit sich selbst

  • Entfaltung der Ich-Kompetenz

Im Umgang mit der ökologischen Umwelt

  • Entfaltung der Sozialkompetenz

Im Umgang mit der dinglichen Umwelt

  • Entfaltung der Sachkompetenz

Die klinisch orientierte Psychomotorik vermittelt unter vielfältigen Bedingungen grundlegende Wahrnehmungs- und Bewegungsmuster, um die Handlungsfähigkeit zu erweitern und eine Handlungskompetenz entwickeln zu können.

Was sind die Therapieinhalte der Psychomotorik?

  • Situationsangebote zur Förderung des Gleichgewichts, der Koordination, Geschicklichkeit und Kraft
  • Körpererfahrung in Ruhe und Bewegung
  • Entspannung
  • Förderung der Feinmotorik
  • Förderung graphomotorischer Fähigkeiten
  • Entwicklung der Wahrnehmungsbereiche Selbst- und Fremderfahrung, Raum- und Zeitorientierung

Wann kann Psychomotorik angewandt werden?

Welches sind die speziellen psychomotorischen Therapieangebote der Praxis Zeitzen?

Testung

Um eine gezielte Therapie durchführen zu können, ist eine genaue Einschätzung des Entwicklungsstandes des Kindes nötig. Kinder die mit Bewegungssauffälligkeiten und/oder Wahrnehmungsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten zu mir kommen, werden, nachdem eine Elternbefragung stattgefunden hat, von mir untersucht. Standardisierte Bewegungssituationen werden gefilmt und anschließend ausgewertet. In diese Beobachtung fließen je nach Notwendigkeit der MOT nach Zimmer, der TKT von Kiphard oder KTK mit ein. Außerdem wird spezielles Augenmerk auf die Hand- und Graphomotorik sowie auf die Feststellung der Händigkeit gelegt. Wenn nötig, wird die visuelle Wahrnehmung mit dem FEW untersucht.

Therapiebeginn

Zunächst werden meine Testergebnisse dem Arzt, den Eltern oder auch anderen Professionen, die mit dem Kind arbeiten, zugestellt und mit ihnen besprochen. Gemeinsam mit den Eltern werden die einzelnen, vorgeschlagenen Fördermöglichkeiten gegeneinander abgewogen und diskutiert. Schließlich wird ein Therapieplan erstellt, der in meinem Team bindend für alle Therapeut:innen ist.

Therapieangebote

  1. Gruppentherapie in Kleingruppen von 4 bis 6 Kindern in einer kleinen Turnhalle zur Förderung der Koordination, des Gleichgewichts, der Geschicklichkeit und der Kraft, sowie der Körpereigen- und Raumwahrnehmung und der Sozialkompetenz. Über verschiedenartige Bewegungsangebote, Spiele und das Erproben unterschiedlichster Materialien machen die Kinder Erfahrungen in einem geschützten Raum, in dem Misserfolge nicht zur Ausgrenzung oder Frustration, sondern zu neuem Probieren führen. Es entwickelt sich mehr Selbstvertrauen und ein möglichst positives Selbstbild, wichtige Grundlage einer harmonischen Motorik. Der Gruppeneffekt ist dabei ein wichtiger Anteil der Therapie.
    Information für den verordnenden Arzt: Verordnungsfähig ist KG bei cerebralen Bewegungsstörungen, Gruppe laut Heilmittelgesetz vom 1.7.2001
  2. Gruppentherapie in Kleingruppen von 4-6 Kindern zur Förderung der Hand-, Fein- und Graphomotorik sowie der Sachkompetenz in einem Therapieraum mit entsprechend speziellem Arbeitstisch und Werkmaterial. Über eine Vielzahl an Materialangeboten werden altersentsprechende Mal-, Bastel- und Werktechniken angeboten, die gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sind. Spielerisch erproben die Kinder nun ihre eigenen Möglichkeiten. Die Eltern bekommen Anregungen mit nach Hause, um das Erlernte weiter vertiefen zu können und in den Alltag zu integrieren.
    Information für den verordnenden Arzt: Verordnungsfähig ist KG bei cerebralen Bewegungsstörungen, Gruppe. Für Patienten, bei denen mehrere Leitsymptomatiken vorliegen, wie Muskelspannungsstörungen und Koordinationsstörungen, sind A) und B) auf einem Rezept verordnungsfähig laut Heilmittelgesetz vom 1.7.2001
  3. Wie A) und B) auch als Einzeltherapie für Kinder mit sehr speziellen, isolierten Problemen, durch die eine Gruppentherapie behindert würde und deren Sozial- oder Ich-Kompetenz noch so schwach ist, dass die Förderung in einer Gruppe kontraindiziert ist.
    (Siehe auch Bobath, Mehrdimensionale Entwicklungstherapie und Graphmotorische Förderung)
    Information für den verordnenden Arrzt: Verordnungsfähig ist KG laut Heilmittelgesetz vom 1.7.2001
  4. Interdisziplinäre Arbeit: Häufig sind an der Förderung eines Kindes mehrere Berufssparten beteiligt (Arzt, Krankenkasse, Lehrer oder Erzieher, Pfleger, Klinik, etc.). Hier biete ich an, die Koordination zu übernehmen.